François Derand (Vic-sur-Seille,1588/1591 –  Agde 1644 ) studierte Philosophie am Jesuitencollegium in La Flèche, wo er von 1618 – 1621 Mathematik unterrichtete. Als Bautheoretiker war er auf den Bauplätzen immer von einem Praktiker begleitet, auch wenn er sich Architekt nannte. Sein bekanntestes Werk als Architekt ist die Kirche St. Paul & St. Louis in Paris, erbaut 1634.

L’Architecture des voûtes, sein bekanntestes Werk, ist nicht das Werk eines Praktikers, sondern das eines gebildeten Mathematikers. Es handelt von einer französischen Spezialität, der Stereotomie (stéréotomie), auch die Kunst des Striches (l’art du trait) genannt, die komplexe Strukturen aus behauenem Stein herstellt, besonders in Überhängen oder Decken, wo mit dem Kunstgriff der Schlusssteine (clavage) die Schwerkraft gegen sich arbeitet. Philippe de l’Orme war der erste, der in seinem Premier tome de l’architecture die grossen Konstruktionsmöglichkeiten der Bögen, Gewölbe und sonstigen behauenen Auflagen aufzeigte (> De l’Orme 1561f.) und damit das arcanum magisterium, das Berufsgeheimnis der Maurer lüftete. Ein Jahr vor der Publikation von Derand hatte Mathurin Jousse mit seinem Secret d’architecture (1642) ihm den primeur über die Stereotomie zu publizieren geraubt (> Jousse 1627f.). Vorher schon hatte der berühmte Mathematiker Girard Desargues fundamentale Theoremen der projektiven Geometrie entworfen und unter seinem Namen als Manière Universelle  . in Paris 1636 publiziert. Dieses Buch wurde von den Maurern und Steinmetzen nicht verstanden, das von Derand jedoch fand sich in jeder Architektenbibliothek wieder.

Das Buch ist ein ausgezeichnetes Kompendium zeitgenössischer Architektur und Ideen, hauptsächlich jener von Delorme und Jousse. Eingebunden sind präzise Anleitungen für Maurer und Steinhauer, mit Besprechung ihrer Aufgaben und ihrer zu verwendenden Materialien.