Autor | Plinius Gaius Secundus der Ältere ; |
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Titel | Naturalis historiae |
Untertitel | |
Publikationsjahr | 100 (ca.) |
Publikationsort | |
Verlag/Herausgeber | |
Illustrationen | Nein |
Beschreibung |
Plinius Gayus Secundus der Ältere ( 23 oder 24–79 n. Chr. ), römischer Rechtsgelehrter und Schriftsteller; Praefectus alae in Deutschland ). Wichtig für jegliche ( Kunst- )Techniken und Werkstoffe des klassischen Altertums. Es handelt sich um eine Kompilation von « circa 2000 Bänden ... von über hundert Autoren » ( Plinius im Vorwort ), ergänzt durch seine eigenen Beobachtungen. Aus diesen Angaben muss man schliessen, dass die verarbeiteten ( ägyptischen ) Quellen älter sein müssen. Teilweise sehr detaillierte Angaben, teilweise in der Terminologie etwas verwirrend und dem gängigen Aberglauben anhängend ( z.B. Bewertung einiger Mineralien, Vermischen von Loten und Lötmittel ). Sehr wichtige Anmerkungen zu Farbmitteln ( mit beachtlichen chemischen Kenntnissen, wie: Mennige verhält sich zum Blei wie Eisenrost zum Eisen ) und über die ägyptische Beizenfärberei mit Nennung der Farbstoffe Indigo ( ? ), Wau ( glastrum, vitrum ), Krapp ( Färberröte ), Anchusa ( falsche Alkanna ), Safflor ( Färberdistel ), Färberginster ( genista ), Wau ( lutum ), Elsterbeerbaum ( braun färbend ), Heidelbeersaft, Kermes und purpura ( Tyrischer Purpur ). Die Bücher 28–32 über Medizin und Pharmakologie geben sehr viel grundsätzliches Wissen über Pflanzen, Öle, Harze ( kennt die Lösbarkeit aller Harze in Öl ), Gummen, Beschreibung der Purpurschnecke usw. Buch 33: Gold und Silber, Vergoldung ( auf Marmor und ähnlichem mit Eiweiss als Anlegemittel ), Statuen aus Gold und Silber, deren Bearbeitung, Hartlöten von Gold, Imitation von Gold, Pigmente ( Chrysocolla, Azurit, Calciumcarbonat, Zinnober, Lapis Lazuli, Bleiweiss, Bleigelb, Mennige, Ocker, Orpiment, Realgar, Eisenoxid, Grünspan ) und Farbstoffe, z.B.: Tyrischer Purpur, Orseille, Drachenblut, Indigo, Kermes ( coccum ), Krapp ( rubia ), Wau, Heidelbeere ( vaccinium ), Alkanna ( anchusa ) und Safran; Färben; « monochrome » Malerei, usw. Buch 34: Kupfer, Zink, Eisen und deren mögliche Legierungen; Statuen und Skulpturen generell; Übersicht der antiken Künstler. Buch 35: Malerei, Tinten, Erden, Mineralien und deren Verwendung; Übersicht über antike Maler; Wand- und Wachsmalerei, Enkaustik, Leim, Gips und Gipsmodelle ( mit Hinweisen auf die Ausführung von Tonmodellen ), Färben von Geweben mit der sog. Beizenfärberei ( stützt sich dabei auf Herodot ). Wichtig als Zeugnis zur antiken Farbästhetik sind seine Bemerkungen zu Licht- und Schattengebung und zu den Übergängen der Farben als den Prinzipien des Kolorits. Buch 36: Steine, Marmor, Alabaster, Wandverkleidung, Steinbearbeitung, Übersicht der steinbearbeitenden Künstler, römische Architektur, Sand, Bodenbedeckungen. Nicht nur kunsttechnologisch setzt Plinius Massstäbe, auch kunsttheoretisch und kunstphilosophisch ist er durch die Beschreibung alter Kunstwerke und Bauten eine Autorität, die durch das Mittelalter hindurch uneingeschränkt gilt und von der ( italienischen ) Renaissance begeistert aufgenommen und übernommen wird. Der Einfluss von Plinius d. Ä. nimmt in dem Masse ab, in dem der von Vitruv zunimmt; mit einer Ausnahme: Die Informationen zur Kunstgeschichte und zur Maltechnik der Alten, die für die Künstlerviten und die Rangordnung der Maltechniken noch lange ihre Bedeutung behält. Der Zusammenhang zwischen Kunsttheorie und Kunsttechnik wird dabei, mit dem Ewigkeitsanspruch an deren technischer Erhaltung, auffällig und klar ersichtlich. Am Beispiel der Präsenz der Vorfahren, die es als moralische Vorbilder und als Beispiel ( exempel ) in der Erinnerung ( memoria ) zu erhalten galt, ist diejenige Maltechnik mit Anspruch auf Ewigkeit, nämlich die Enkaustik, zu sehen. Die Enkaustik bleibt auch in der Renaissance und im Wiederaufleben der Überlegungen zu ihrer Technik im 18. Jahrhundert nie nur eine reine künstlerische Technik, der Gedanke an den Ewigkeitsanspruch bleibt auch in der Konservierung von Stein mit Wachs oder der Wachsdoublierung von Bildern weiter bestehen. In der Zeit von Vasari wird dieser Anspruch auf Langlebigkeit durch die an erste Stelle gesetzte Freskotechnik in Frage gestellt, aber schon bei Palomino 1715 wird die Malerei in Fresko wieder zum Exempel für die Vergänglichkeit der Kunst an und für sich und zum Beispiel, dass die Zeit die Überlieferung der Ereignisse aushöhlt. |
Ausgaben |
Zahlreiche lat. und ital.Ausgaben: Erster lat. Druck ( ed. princeps ) von Giovanni da Spira, Vinegia 1469 | Vollständige Üs. ins Italienische von Cristoforo Landino 1470 | C. Plinius S. Historia naturalis, Venetiis impressus opera et impensa Rainaldi de Novimagio Alamani, MCCCCLXXXIII, Die sexta Mensis Iunii (Ex.: Stiftsbibliothek St. Gallen, DD mitte IV 5) / Bernardinus Benalius 1497 / 98 | Joannes Aluisius de Varisio, Venedig 1499 (mit Korrekturen von Hermolai Barbaro, Ex.: Stiftsbibliothek St. Gallen, CC mitte VI 5) / Joannes Aluisius, Venedig 18. Mai 1499 (Ex.: ZB Zürich Ink K 288) | Ubertino da Vercelli, Venezia 1501 | Alexander Benedictus 1507, textkritische Bearbeitung | Nicolas du Pré für François Regnault und Jean Frellon, Paris 20.12.1511 (lat. Ed.; Ex.: Stiftsbibl. Einsiedeln, Jnc 707(550) / Erste ill. Ausgabe: Venedig 1513, A. de Zanis für M. Sessa mit textkritischen Angaben | imp. Beraldi et Reginaldi Chalderii, Paris 1516 (Ex.: St. Gallen, Bibl. Vadiana: VadSlg 739) / Thomae Anshelmi Badensis, Hagenau, Mense Novembri 1518 (Ex.: Stiftsbibliothek St. Gallen, FF links III 11) / Vincent et Frellon, Lyon 1553 ( bearbeitet von Johannes Nicolaus Victorius und einem Index von Sigismund Gelenius ) | C. Plinii Secundi Historiae Mundi, Libri XXXVII ( ... ), Leyden 1582 | Bekannter die begleitenden Kommentare von Demontiosus der Ausgabe 1585 | Apud Claud. Marnium & heredes Joan. Aubrii, Francofurti 1608 / Cum commentariis variorum & notis Jo. Frid. Gronovii, Lugdunum Batavorum 1669, etc. Dt. Ausgaben: Verschiedene Ausgaben bei Feyerabend in Frankfurt, u.a. 1584 ( 3. Ausgabe ), hg. von Ludovicus Janus und Carolus Mayhoff | Leipzig 1870–1898, 6 Bde. ( Neudruck Stuttgart 1967 und 1970 ) | Ins Deutsche üs. und hg. von Roderich König in Zusammenarbeit mit Gerhard Winkler, Heimeran Verlag, 1977; Lizenz: Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1978. Frz. Ausgaben, u.a.: Antoine du Pinet: Plinius C., L’histoire du monde, collationnee et corrigee ( ... ). Le tout mis en François par Antoine du Pinet. Lyon 1562 | Jacques Daléchamps (Jacobus Dalecampius), Lyon 1587 / Jean Hardouin, Paris 1685, zweite korrigierte und erweiterte Ausgabe bei Antoine-Urbain Coustelier, Paris 1723 | Le Vesque, P. C.: Œuvres complètes d’Etienne Falconet ... contenant la traduction des livres de Pline concernant la peinture et la sculpture, avec des notes, des observations sur diverses opinions de cet auteur et différents ouvrages sur les arts dans l’antiquité et chez les peuples modernes, predécédées de la vie de Falconet, Paris 1808 ( 3. Ausgabe, Reprint Paris 1970 ) | Histoire Naturelle de Pline, avec la traduction en Français par M. E. Littré, dans: Collection des Auteurs Latins, Dubochet et Le Chevalier, Paris 1850, 2 vol. (Nouvelle éd. bilingue, Ed. Les Belles Lettres, Paris 2016). Engl. Ausgabe: Rackham, Jones, Eichholz: Pliny’s Naturalis Historia. Heinemann Ltd., Harvard University Press, 10 vol., London 1942–1963 ( lat. Textausgabe und engl. Üs. ). Bailey, K. C.: The Elder Pliny’s Chapters on Chemical Subjects. Longmans, Green and Company, New York 1929 + London 1932. Sehr gute Ausgabe: Gaio Plinio Secundo: Storia Naturale ( in 5 Bänden ). Giulio Einaudi Editore, Torino 1988. Ital.Üs. und ausgezeichnete Anmerkungen von Antonio Corso, Rossana Mugellesi, Gianpiero Rosati. Siehe auch: Kalkmann, August: Die Quellen der Kunstgeschichte des Plinius. Berlin 1898 / Projektgruppe Plinius: Plinius der Ältere über Blei und Zinn. Werkhefte der Universität Tübingen A, Naturwissenschaften 10. Tübingen 1989 / Projektgruppe Plinius: Gold und Vergoldung in der Naturalis Historia des älteren Plinius und anderen antiken Texten, Tübingen 1993. |
Referenzen | Lippmann 1906b, Ehrenfeld 1909, Neuburger 1919, Eibner 1926, Ruggli 1927, Aletti 1951, Rackham 1952a, König 1960, Gombrich 1962, Baudry et al. 1978, Straub 1984, Knöpfli / Emmenegger 1990, Bordini 1991, Uhle-Wettler 1994, Clarke 2001, Muller-Dufeu 2002, ZIndel 2010 |
Verfasser | Zindel 2010 |