Autor | Pozzo, Andrea ; |
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Titel | Perspectiva pictorum et architectorum. In qua docetur modus espeditissimus delineandi optice omnia, quae pertinent ad architecturam |
Untertitel | Prospettiva de pittori et architetti. In cui s’insegna il modo piu sbrigato di mettere in prospettiva tutti i disegni d’Architettura. Parte prima e secunda |
Publikationsjahr | 1693 |
Publikationsort | Rom |
Verlag/Herausgeber | Antonio de Rossi & Gio. Giacomo |
Sprache | Mehrsprachig |
Illustrationen | Ja |
Beschreibung |
Andrea Pozzo (Trento 1642 – Wien 1709 ), italienischer Maler und Architekt, Jesuit und Kunsttheoretiker, arbeitete im Piemont, in Ligurien, Rom und Wien. Sein Perspektivtraktat hat auf die gesamte Barockmalerei einen entscheidenden Einfluss in der Verbreitung des römischen Barocks über ganz Europa, da für die Kirchen der Jesuiten sein Werk von massgebendem Vorbildcharakter ist. Sehr wichtig ist es auch für die Kunsttechnologie bzgl. Perspektive und wichtiger Hinweise für Freskomalerei. Es ist das klassische Buch der perspektivischen Literatur mit über 200 prächtigen, von Franceschini gestochenen Tafeln. Ein Anleitungsbuch für den kirchlichen Innenraum, für Entwürfe ( Übertragung mit Schnur und Karton; Modelle und zentrale Lichtquelle ), für Perspektive in der barocken Wand- und Deckenmalerei, wie auch für deren Ausführung in barocker Fresko- und retuschierender Seccotechnik ( mit Rezept zum wasserbeständigen Retuschieren von Fresken im Freien ). Ausgezeichnetes didaktisches Werk, das Schritt um Schritt die schwierigsten Übertragungen erklärt. Die neue Technik der Übertragung von Gemälden erfordert eine Unterteilung der Gewölbedecke in Quadratfelder, in die man den ebenso unterteilten Entwurf Feld für Feld überträgt. In beiden Bänden werden an 220 Beispielen gezeigt, wie man in Quadraturmalerei perspektivische Ansichten aus Grund- und Aufriss konstruiert. Der Begriff Quadraturmalerei taucht zuerst bei Cesare Malvasia in La felsina pittrice, Bologna 1678, auf. Die Übertragungstechnik von Pozzo ist machbar, jedoch mühsam und aufwendig. Die Übertragungsmethoden mit den Perspektivmaschinen von Jamnitzer 1568 und Lencker 1571 sind sicher einfacher und bestehen schon länger, haben jedoch nicht den gleichen monumentalen Anspruch. Die Zeit Andrea Pozzos ist, mit Einbeziehung der deutschen Barock- und Rokokomalerei, der letzte Höhepunkt der Freskomalerei. Pozzo gibt in seinem Traktat Breve istruzione per dipingere a fresco, das den Büchern über Perspektive beigebunden ist, glaubwürdige und exakte Hinweise über den Aufbau des Maluntergrundes ( graticolare oder granire = Aufrauhen oder Abkörnen des Intonacos, im Gegensatz zu den früheren geglätteten Freskoputzen ), wie auch über die Verwendung und Wirkung der verschiedenen Farbmittel in der Wandmalerei. Er listet die verwendbaren und nicht verwendbaren Farbmittel der Freskomalerei auf und bespricht sie ausführlich; u.a. Empfehlung von Eierschalenweiss, rotem Ocker, rossetto d’Inghilterra, Terra rossa, Terra gialla abbruciata, Giallolino, Giallolino di Fornace = Neapelgelb, Terra verde di Verona, gebrannte Umbra, Terra nera di Roma, smaltino; Verwendung von Zinnober nur unter Dach, nicht im Freien; nicht zu verwenden in Fresko: Bleiweiss, Verzino ( = verlacktes Brasilholz ), Grünspan, Verde azzurro, Verde Poro, Verde in Canna, giallo Santo ( gelber Lack ), frz. Giallolino, Auripigment, Knochenschwarz, biadetto und Indigo. Erstaunlich ist, dass in dieser Zeit doch sehr viele nichtkalkechte Farbmittel im Umlauf waren, was wiederum auf eine Verwendung in Secco-Technik hinweist. Weiter Ratschläge zum wasserfest machen von Secco-Retuschen über der Freskomalerei: zuerst eine Schicht Gummi arabicum aufbringen, dann das Ganze mit einem Firnis aus zwei Teilen Terpentingeist und einem Teil Venezianer Terpentin überstreichen. |
Ausgaben |
Parte prima e secunda. Antonio de Rossi & Gio. Giacomo, Roma 1693 ( 1. Teil, ill., lat. + ital. ) und Jacob Komareck, Roma 1700 ( 2. Teil, ill., lat. + ital., angehängt ist: Breve istruzione per dipingere a fresco ). Lat.-ital. Ausgaben: Antonio de Rossi & Giovanni Giacomo, Roma 1702 ( Erstausgabe 2 Teile in 1 Vol. ) | Antonio de Rossi, Roma 1717 ( 2 Vol. ) | Antonio de Rossi, Roma 1723 ( 2 Teile in 2 Vol. ) | Roma 1737 | Roma 1741 ( nur der 1. Teil ) | Giovanni Generoso Salomoni, Roma 1764–1768 ( 2 Teile in 2 Vol. ) | 1793 | 1798 | 1810 | 1840. Lat.-dt. Ausgaben: Jeremias Wolff, gedruckt bei Pet. Detleffsen, Augsburg 1706 ( 1. Teil ) | Jeremias Wolff, Augsburg 1706 ( 2 Teile in 1 Vol. ) | Jeremias Wolff, gedruckt bei Pet. Detleffsen, Augsburg 1708 ( 2. Teil ) | Jeremias Wolff, Augsburg 1711 | bei Jeremias Wolff, Augsburg 1719 ( 2 Teile in 2 Vol. ) | Jeremias Wolff, Augsburg 1749 ( 2 Teile in 1 Vol. ) | 1800. Lat.-engl. Ausgaben: Perspectiva pictorum et architectorum / Perspective in Architecture and Painting, Andreae Putei, London 1693 ( 1. Teil in 1 Vol., Dover Reprint, New York 1989 ) | Roma 1700 ( 2. Teil in 1 Vol. ) | Rules and Examples of Perspective ..., John Sturt, printed by Benjamin Motte, London 1707 ( Facsimile-Reprint Benjamin Blom, New York 1971 ) | J. Senex and R. Gosling, London, zw. 1720–25 ( Übersetzung der Ausgabe Rom 1693 durch John James ). Dt. Ausgaben: Perspectiva Practica, Oder Vollständige Anleitung der Perspectiv=Reiss=Kunst. Nützlich und nothwendig Allen Mahlern / Kupfferstechern / Baumeistern / Goldschmieden / Bildhauern / Stickern / Tapezierern und andern so sich der Zeichenkunst bedienen. Sehr deutlich und ordentlich beschrieben / und durchaus mit netten Kupfer=Figuren versehen. Erstmals durch Ein unbenahmtes Mit=glied der Societät Jesu in Paris herausgegeben / Nun aber Aus dem Französischen ins Teutsche übersetzt durch Johann Christoph Rembold / Aug. Philko – Math. Verlegt von Jeremias Wolff / Kunsthandlern in Augspurg. Gedruckt bey Pet. Detleffsen / Anno 1710 | weitere Ausgabe: Augsburg 1800. Frz. Ausgaben: Pozzo, Le P. Andrea: La perspective propre des peintres et des architectes ..., Imprimerie de J. J. Komarek, Rome 1700 | La Perspective pratique, necessaire à tous les Peintres, Graveurs, Sculpteurs et autres. Composé par un religieux de la Compagnie de Jesu, Paris 1749 ( 3 vols. ) | weiter: Perspective à l’usage des peintres et architectes par André Pozzo. Traduite de l’Italien, Ms., L’an 1769 ( Slg. Zindel ). Engl. Übersetzung der Breve istruzione per dipingere a fresco, in: Merrifield, M. P.: The Art of Fresco Painting. London 1846, S. 52–60 ( Reprint Alec Trianti, London 1952 und 1966 ). Reprints: Lat.-engl. Ausgabe London 1693 bei Dover, New York 1989 | Lat.-engl. Ausgabe London 1707 im Faksimile-Reprint bei Benjamin Blom, New York 1971 | Dt. Ausgabe Augsburg 1710, bei Vincentz Verlag, Hannover 1977 ( die Kupferstiche entsprechen nicht der Originalausgabe von Pozzo ) | Ausgabe London 1693 ( lat.–engl. ), Dover Reprint, New York 1989 * Gale Ecco Print 2010. |
Weitere Ausgaben | |
Referenzen | Cicognara 1821, Merrifield 1846, Berger 1901; Schlosser 1924, Eibner 1926, Carboneri 1961, Kerber 1971, Mora / Mora / Philippot 1977, Panichi 1977, Baudry et al. 1978, Sciolla 1983, Knall-Brskovsky 1984, Schießl 1989, Knöpfli / Emmenegger 1990, Bordini 1991, Zindel 2010 |
Verfasser | Zindel 2010 |