Autor | Anonymus ; |
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Titel | Liber illuministarum pro fundamentis auri et coloribus ac consimilibus collectus ex diversis |
Untertitel | |
Publikationsjahr | 1500 (ca.) |
Publikationsort | |
Verlag/Herausgeber | |
Sprache | Mehrsprachig |
Illustrationen | Nein |
Beschreibung |
Tegernseer Ms.; Codex germanicus 821, Bayerische Staatsbibliothek, München; Kompilation der 2. Hälfte des 15. Jh., erweitert bis 1512 durch eine Sammlung technischer, alchimistischer, medizinischer, mathematischer und hauswirtschaftlicher Rezepte. Das grösste und wichtigste der verschiedenen Rezeptkompilate, die aus dem Tegernseer Kloster St. Quirin stammen. Enthält hauptsächlich eine grosse Anzahl an Rezepten und Anweisungen für Buchmalerei und Farbmittel, teils in Lateinisch, teils in Deutsch. Anweisungen für Pergamentherstellung, Poliment- und Assisavergoldung auf unterschiedlichen Bildträgern, Aurum Musicum, Florieren und Musieren, wie auch Tinten, Chrysographie und Argyrographie. Jedoch auch wichtigste Hinweise anderer Kunstbereiche: Vorbereitung der Holztafeln ( Äste und Harzklumpen ausschneiden, durch Holzstücke ersetzen, Ausspachteln der Löcher mit Gerberlohe, Mehl und tierischem Leim; Auftrag von mehreren Schichten Leim, dann Grundierungsauftrag ). Für die Skulptur und die Holztafeln bedeutend ist die Beschreibung der Technik zur Herstellung der Pressbrokatblätter, die, auf Reliefs oder Figuren appliziert, Brokatstoffe imitieren sollen. Für die Tafelmalerei wird das Reis-sen als Unterzeichnung in die Grundierung vor dem Goldauftrag beschrieben. Anreiben der Farben in Öl; Erwähnung von Alternativen zur Grundierung textiler Bildträger ( Tüchleinmalerei: « Von die Tücher schtercken »); Beschreibung der Anwendung von Bindemitteln (Eiklar, Eidotter, Kasein, Glutinleime, Gummen, Harze, Öle) und Farbmitteln (u.a. Azurit, Kalkblaurezepte, Silberblau, Quecksilberblau, Grünspan, Bleiweiss, Eierschalenweiss, Russschwarz, Zinnober; organische Farb- und Färbemittel: Drachenblut, Krapp, Kermes, Brasilholz, Lacca, Alkanna, Sandelholz, Krapp sowie blaue und violette Anthocyanfarbstoffe; gelbe und braune Farbstoffe); einige Firnisrezepte, verwandt mit Theophilus; Lüstermalerei auf Blattmetall; Färbetechniken; Leder; Wachsfärbung; Bearbeitung von Glas, Edelstein und Horn; Rezepte für Metallarbeit, Ätzen, Löten und Schmelzen. Zum Teil wörtliche Konkordanz zum Strassburger Ms., lateinische Rezepte teilweise aus den Mappae clavicula, weitere wörtliche Übereinstimmungen sind mit dem Amberger Malerbüchlein (Amberger Ms., um 1490; Ms. Cod. 77) und anderen Tegernseer Handschriften festzustellen. Die späteren Teile sind hauptsächlich aus den Bereichen der Alchimie, Medizin, Hauswirtschaft und Mathematik. |
Ausgaben |
Teilweise ed. in: Berger, Ernst: Quellen und Technik der Fresko-, Öl- und Temperamalerei des Mittelalters von der byzantinischen Zeit bis einschliesslich der « Erfindung der Ölmalerei » durch die Brüder van Eyck. München 1897 ( Neudruck Walluf / Nendeln 1973, S. 193–201; Neudruck Vaduz 2007 ). Bartl, Anna; Krekel, Christoph; Lautenschlager, Manfred; Oltrogge, Doris: Der « Liber illuministarum » aus Kloster Tegernsee. Edition, Übersetzung und Kommentar der kunsttechnologischen Rezepte. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005 ( beispielhafte Edition des Textes mit Transkription, kunsttechnologischem Kommentar und Registern ). Vgl. auch: Ploss, Emil, Ernst: Wolfgang Seidel aus Tegernsee und sein Kunstbuch. In: Et multum et multa. Beiträge zur Literatur, Geschichte und Kultur der Jagd. Festgabe für Kurt Lindner. Berlin-New York 1971, S. 289–296 ( zur Tradition des Tegernseer Ms. ). |
Bezug zu anderen Quellen | |
Referenzen | Rockinger 1872, Wessely 1889, Berger 1912, Ploss 1962, Van de Graaf 1962, Hecht 1980, Ulmann 1984, Koller / Raft 1999, Brachert 2001, Bartl et al. 2005, Zindel 2010 |
Verfasser | Zindel 2010 |