Libro de’ segreti cavato da molti mastri di cristali et da altri homeni literati
Autor Brunoro, Gasparo ;
Titel Libro de’ segreti cavato da molti mastri di cristali et da altri homeni literati
Untertitel Sperimento da Gasparo Brunoro detto 3 Corone da Muran di Venezia Mastro di Cristali e di colori famosissimi, da lui molto lodato. Havertendoti lettore, che volendo non essere imbrogliato bisogna che prima prepari ogni sorte di polvere e tenerle separate una da l’altra e in loco netto, e scriver a ciascun vaso il nome della polvere acciò non t’ingani all’hora che vorai fare qualche colore.
Publikationsjahr 1645
Publikationsort
Verlag/Herausgeber
Sprache Italienisch
Illustrationen Nein
Beschreibung

Gasparo Brunoro  (Venedig 1599 -  ? ), nach der Fabrik seiner Vorfahren in Murano Tre corone genannt, ist ein muranesischer Glasmeister, von dessen Leben man nicht viel weiss, ausser dass er sein Leben hauptsächlich ausserhalb Venedigs im Norden Europa’s verbracht hat. Im Jahr 1628 ist er in Antwerpen als Glasermeister der Familie Miotti nachgewiesen, von 1637 bis 1644 in London, 1645 im polnischen Danzig (Danzica), 1649 in Kopenhagen und im Jahr 1653 – 1655 in Lüttich. Wo und wann Gasparo Brunoro gestorben ist wissen wir nicht.

Dank ihm und anderer Glasmachermeister oder Schriften ( u.a. Anonimo 1536, Anonimo, um 1550, Neri 1612, Darduin 1644) wird die venetianische oder muranesische Glasmacherkunst (façon de Venise) ausserhalb der Republik Venedig bekannt, obwohl Auswanderung und Austausch des Wissens in welcher Form auch immer bis jetzt unter strenger Strafe verboten war. Im Jahre 1271 wurde das erste Auswanderungsverbot (espatrio) für Glasmachermeister ausgesprochen, zwischen 1285 und 1295 wurde es wiederholt und 1424 mit sechs Monaten Gefängnisstrafe bestätigt, 1544 wurde die Strafe mit zusätzlichen 200 Dukaten Geldstrafe verschärft, sofern sich die Auswanderung innerhalb der Grenzen der Republik ereignete. Ausserhalb der Republik wurde die Strafe verdoppelt. 1549 wurde die Strafe zu vier Jahren Rudergaleere erhoben, zusätzlich zur Geldstrafe, 1597 wurde sie zu fünf Jahren Rudergaleere mit Eisen an den Füssen erhoben (Zecchin 1989, p. 45). Diese Strafen zeigen, dass die Republik Venedig ein grosses Problem mit diesem Aderlass hatte. Die Strafen wurden auch in Absenz der Verurteilten ausgesprochen. Die Glasermeister wurden im 16. und 17. Jh. hauptsächlich von Lüttich und Antwerpen angezogen, wo hochwertige Schmelzöfen existierten, die beste Qualität der smalti garantierten. Venetianische Glasmeisterfamilien lebten aber auch in Holland, England und Belgien (z.B. die Familie Miotti).

Es handelt sich um eine kompilatorische Handschrift, die z.B. 52 Vorschriften aus der sog. Montpellier-handschrift, 36 Rezepte aus Anonimo 1560-80, 50 Anweisungen von Neri 1612 und 36 Rezepte von Darduin 1644 übernimmt.

Das Manuskript ist zweigeteilt : Nur der erste Teil (1r – 104r), von einer Hand geschrieben, ist von kunsttechnologischem Interesse, der 2. Teil besteht aus alchemischen und esoterischen Inhalten. Der 1. Teil betrifft im weitesten Sinne Glasmacherkunst oder Schmelzverfahren (255 Rezepte), 36 Anweisungen zur Herstellung von Grundmaterial für Glas, 21 betreffen Metallurgie, die restlichen bestehen aus Vorschriften der Alchemie, medizinische Angaben, sowie Gemischtes.

Unter den Grundmaterialien für Glas beschreibt er die Herstellung von glasklarem Kristallglas, weiter das Silbersalz, das für die Herstellung des imitierenden Calzedons (eine Achatart) verwendet wird, weiter Anweisungen für Soda oder Glassalz (für die fritta = Glasgrundmasse), dann die Materialien, die zum Färben der Glasgrundmasse verwendet wurden, wie Kupferoxid, Eisenoxid (croco), Manganoxid und -dioxid, Kobalt oder zaffera zur Herstellung von z. B. des blauen Pigmentes Smalte.

Unter den Schmelzverfahren werden verschiedene Emails für den Goldschmied besprochen (smalti, smalto su rame), Herstellung von steinimitierenden Gläsern (so etwa Calzedon, Avventurin) und Schmucksteinen wie die Perlenproduktion (Pasta del Magagnato da far perle, perle a rosetta, perla fiorata su foglio d’oro), sowie die Einfassung der bearbeiteten Kristalle und die damit verbundene Steinschneidekunst (glittica), weiter Mosaikherstellung (hauptsächlich vom Anonimo 1560-80 übernommen), generell farbige Gläser (hauptsächlich rot, ca. 50 Rezepte), gelbe (30 Rezepte), aber auch schwarze, grüne und blaue Gläser; geblasene Gläser wie Kristallglas und Milchglas (vetri lattimi, ein opaques weisses Glas), sowie Spezialgläser wie vetro filigrana, vetro reticello. Weitere Rezepte beschreiben das berühmte Gelbpigment giallolino (Bleizinngelb des silikathaltigen Typs II), den Bleiantimon (Neapelgelb), sowie Anweisungen für Bleiglas und Bleikristallglas (a far vedro cristallin bello), die hauptsächlich zur Mosaikherstellung und Perlenproduktion (aus Minium/Mennige, fritta di cristallo und Quarz aus dem Fluss Ticino) verwendet wurden.

Metallurgische Anweisungen besprechen verschiedene Legierungen, die im wesentlichen dazu dienen, Silber wie Gold aussehen zu lassen oder Kupfer wie Silber.

Ausgaben Ital. Textausgabe : Moretti, Cesare ; Salerno, Carlo Stefano ; Tommasi Ferroni, Sabina : Ricette vetrarie Muranesi. Gasparo Brunoro e il manoscrotto di Danzica. Ministero per i beni e le attività culturali, Istituto Centrale per il Restauro, Nardini Editore, Firenze 2004 (S. 91 – 201).
Bezug zu anderen Quellen
Referenzen Moretti / Salerno / Tommasi Ferroni 2004
Verfasser Zindel 2017
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