De Hermeneia tes zographikes
Autor Furna, Dionysius von ;
Titel De Hermeneia tes zographikes
Untertitel
Publikationsjahr 1730 (ca.) - 1733
Publikationsort
Verlag/Herausgeber
Illustrationen Nein
Beschreibung

Das verschollene Original (Protograph) ist wohl in Neugriechisch, geschrieben um 1730 – 1733 von Dionysius von Furna (oder Phourna um 1670 - 1745) und wird um 1840 im Kloster Esphigenu auf der Halbinsel Athos entdeckt. Das älteste erhaltene Exemplar ist eine Abschrift aus dem 18. Jahrhundert, die Übersetzungen werden meistens nach dem Cod. 258 des Klosters Panteleimon in Athos und dem besterhaltenen Manuskript in der Staatl. Bibliothek Saltykov–Shchedrin (Cod. gr. 708) in Leningrad vorgenommen.

Den nachfolgenden unterschiedlichen Fassungen nach bestand der Urtext der Hermeneia aus ca. 650 Paragraphen bzw. Regeln, 72 (nach späterer Nummerierung) mit maltechnischen und 561 mit ikonographischen Angaben. Grosse Teile stützen sich auf ältere Handschriften, der maltechnische Anteil fast ganz auf die Vorschriften der Pararthema A + B 1566. Von den 69 Paragraphen der maltechnischen Anweisungen des Anonymus I + II sind in der Hermeneia des Dionysius von Fourna 66 Paragraphen fast wörtlich oder zumindest sinngemäss übernommen. Dionysius fügte nur eine fromme Einführung und fünf neue Paragraphen dazu: Über Zeichenkohle, Ikone und Ikonostase vergolden und Chrysographien. Im Unterschied zu Dionysius wird im Titel des Anonymus I ausdrücklich Theophanes der Kreter genannt, ein berühmter Maler, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf dem Athos arbeitete und auf den wohl die meisten der beschriebenen maltechnischen Vorgehensweisen der Ikonenmalerei zurückzuführen sind. Bis zur Publikation von  Bentchev 2004 als wichtigste historische Quellenschrift zur Ikonenmalerei in den orthodoxen Ländern Osteuropas betrachtet, wird die Hermeneia des Dionysius inzwischen in der kunsttechnologischen Relevanz, nicht der ikonographischen, durch die Schriften des Anonymus I + II  zum grossen Teil ersetzt.

Zum Inhalt der Hermeneia von Dionysius vergleiche auch die Beschreibung von Anonymus I + II ( > Anonymus I + II, um 1566). Den maltechnischen Anweisungen vorangestellt ist ein Vorwort an die Schüler der Maler, in dem Dionysius, der Quelle des Anonymus I folgend, den Maler Manuel Panselinos als Vorbild hinstellt. Es folgen die kunsttechnologischen Vorschriften, Dionysius mischt westliche Quellen mit byzantinischen Einflüssen, z.B. in der Ikonenmalerei und der Wandmalerei, da die « Freskotechnik » in byzantinischer Manier, d.h. die Wandfläche wird mit Unterputz und einer zweiten Schicht, der Opsis, verputzt, dann in Freskotechnik gemalt und in Kalk-Secco beendet, im Unterschied zur klassischen Freskotechnik in italienischer Manier, die in giornate und ohne Secco-Beendigung ( mit Ausnahme der blauen Farbmittel ), wie sie Cennini 1390 beschreibt, ausgeführt wird. Wichtig die Wandmalereirezepte in Secco über grauer Untermalung (= linon, entsprechend der italienischen veneda) mit der Anwendung blauer Farben (Azurit) in Kleister (aus Kleie) gebunden. Die Verwendung von Kleister scheint von der russischen Ikonenmalerei übernommen worden zu sein, wobei auch Flachskleister vorkommen konnte. Erwähnung der nicht an der Wand verwendtbaren Pigmente. Weitere Hinweise einer beidseitigen intensiven Vorleimung von Holztafeln und Ikonen vor der Gipsgrundierung; Ikonengrundierung in Gips in mehreren Schichten mit Zugabe von Seife und Leinöl in den oberen Schichten = Emulsion mit dem Leim); sowie Rezepte für Bolus; Herstellung von Farbmitteln (Rotlack aus Cochenille, Karminrot und Rotholz; Grünspan; Zinnober; Bleiweiss; Blau aus Stofflumpen = Herstellung von Farbstoffen und nachfolgender meist falscher Verlackung aus gefärbten Stofflumpen), mit Anweisungen zum Mischen und zum Auftrag der Farben (mit Proplasmus, Fleischfarben der Ikonen in Eiklar); Azurit und Zinnober werden aber auch in Leim ( Gummi arabicum ) gebunden. Die Ikonostase wird erst nach der Vergoldung zusammengesetzt; Herstellung von Pausen aus Papier und kaltem Leinöl (entsprechend Cennini’s carta lucida), die meist nur einmal verwendet wurden; Herstellung von Zeichenkohle aus Nuss- oder Myrtenholz (nicht bei Anonymus I); Gold- und Silberschriften; Malen auf Perlmutt mit verdünntem Eiklar, den Nimbus vergolde auf Mordent und Knoblauchsaft; Goldfarbe (= Öl-Mordent für Vergoldungen auf Ikonen); Reinigen und Wiederherstellung von beschädigten Ikonen; Herstellung von Tinten, Leimen (Haut- und Knochenleim) und Ölen; Rezepte für Ölfirnisse (Standölfirnis, evtl. mit Mastix und Kolophonium; Bernsteinfirnis, Firnis mit Sandarak und Kolophonium ); auf Tuch mit Ölfarben malen; Vergoldung mit plastischen Einlegearbeiten.

Ausgaben - Papadopoulos-Kèrameus, A.: Dionysius of Fourna. St. Petersburg 1909 ( lange die Standardedition der Hermeneia von Dionysius aus Cod. gr. 258 und Cod. gr. 708, im Anhang sind die Schriften der Anonymus I + II beigegeben, inzwischen um 1566 datiert ).
- Nachrichten über ein neugriechisches Malerbuch. Vorgetragen in einer Sitzung der philosophisch-philologischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften in München am 6ten August 1831. In: Ludwig Schorn, Das Kunst-Blatt 1832, Nr. 1–5.
Dt. Ausgaben: Schäfer, G.: Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, Fr. Lintz’sche Buchhandlung, Trier 1885 | Grecu, V.: Byzantinische Handbücher der Kirchenmalerei. In: Byzantion 9, 1914, S. 675–701 | Neuausgabe: Malerhandbuch des Malermönchs Dionysios vom Berge Athos. Von Mitgliedern der orthodoxen Priesterkongregation vom Hl. Demetrios von Thessalonike nach der dt. Üs. von Godehard Schäfer ( Trier 1855 ), neu herausgegeben vom Slawischen Institut, München, unter Mitwirkung von Frau Elisabeth Trenkle. Slawisches Institut, München 1960 | Bentchev, Ivan: Die Hermeneia des Dionysios von Phourna / Malerbuch vom Berg Athos (1730 – 33), in: Griechische und bulgarische Malerbücher. Technologie. Beiträge zur Kunst des christlichen Ostens, Band II, Museen der Stadt Recklinghausen, Recklinghausen 2004, S. 66 – 113, mit neuen, unbekannten Angaben zur Hermeneia ergänzt, inzwischen die Reverenz für Dionysius.
Frz. Teilübersetzung: Didron, Adolphe-Napoléon / Durand, P.: Manuel d’iconographie chrétienne grecque et latine avec une introduction et des notes ..., traduit du manuscrit byzantin, Le guide de la peinture, par le moine Denis de Fourna. Imprimerie Royale, Paris 1845.
Ital. Ausgabe: D. Grasso, Napoli 1971.
Engl. Ausgabe: Hetherington, Paul: The painters Manuel of Dionysius of Fourna. An English Translation, with Commentary, of cod.gr. 708 in the Saltykov–Shchedrin State Public Library, Leningrad. The Sagittarius Press, London 1974 ( Reprint London 1978. Mit Aufzählung der verbleibenden Manuskripte und der verschiedenen Ausgaben. Inzwischen in der 6. Auflage erschienen).
Yaklovleya, A. I.: Hermeneia by Dionysios of Fourna and the Icon-Painting techniques of Theophanus the Greek. In: ICOM Committee for Conservation, 8th Triennial Meeting, Sydney, Australia, 6–11 September 1987. Preprints Los Angeles 1987, S. 1133–1138.
Bezug zu anderen Quellen
Referenzen Macht 1896, Berger 1897, Partington 1935, Bettini 1940, Donato Grasso 1971, Bordini 1991, Raft 1995, Koller 1999, Koller / Raft 1999, Clarke 2001, Bentchev 2004, Zindel 2010
Verfasser Zindel 2010
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