Die mit vielen raren und curiösen Geheimnussen angefüllte Illuminierkunst
Autor Pictorius, Johann Baptista ;
Titel Die mit vielen raren und curiösen Geheimnussen angefüllte Illuminierkunst
Untertitel worinnen enthalten: Wie alle Farben künstlich zu bereiten und nützlich zu gebrauchen, Item: Allerhand rare Vergoldungen, Firnisse und dergleichen zu machen sind, nebst anderen zu dieser Kunst dienlichen und noch nie an den Tag gebrachten Remarquen, allen Mahlern, Schreibern, Illuministen, Briefmahlern und mehreren solchen Künsten Liebhabern zum besten, mit grosser Müh und Fleiss aus eines berühmten Illuministen Manuscripto zusammengetragen und mit nützlichen Registern versehen.
Publikationsjahr 1713
Publikationsort Nürnberg
Verlag/Herausgeber Joh. Baptista Pictorio, Johann Leonhard Bruggel
Sprache Deutsch
Illustrationen Ja
Beschreibung

Bei der Illuminirkunst von 1713 handelt es sich um eine Rezeptsammlung hauptsächlich über Miniaturmalerei und verschiedene Lackierkünste, ohne Ölmalerei, die sich stark auf das Illuminierbuch von Boltz Valentin von Ruffach > Ruffach 1549 stützt. Anfangs recht strukturiert, dann beliebige Reihenfolge der Anleitungen. Pistorius beginnt mit den Rezepten zu verschiedenen Temperaturwassern: Angemacht mit u.a. Perment-Leim, Gummi Arabicum, Gummi Traganti, Gummi Cerasorum (Kirschbaumharz), Gummi Amygdalarum (Mandelbaumharz), Myrrha, Bier-Essig; Ausführlicher besprochen werden Rezepte zu Firnissen, auf Papier und Pergament (Hauss-Firniss = Eiweissfirnis mit Beigabe von Kirschbaumgummi und Gummi Arabicum + Honig; auch Bier + Gummi Arabicum); weisser Lac-fürnis (venedisches Terpentin + Gummi Sandaraca + Mastix); Vergolder-Firnis über Silber oder Stagniol (Alleopatica, Sandaraca, Colophonium, gelben Agtstein und Gummi Lacca); verschiedene Rezepte zu chinesischem, japanischem und holländischem Firnis; Schild-Krotten- und Corallen-Fürnis; Ölfirnis, Spickfirnis.

Behandelt alle Geheimnisse zur Vergoldung, Musierung auf Gold (mit Eiklar), Muschelgold, verschiedene Rezepturen zu Aurum - und Argentum Musicum, zu Schreibmittel, die Zubereitung und Verwendung der Farbmittel, wie: Verschiedene Herstellungsarten des künstlichen Zinnobers, Carmesin, Scharlack-Farbe, Paris-roth und verschiedene Arten Presilgen-Roth (oder Presilien = Brasilholz) oder Rösslein-Farb herzustellen. Florentiner Lac aus Fernabock (Fernambuck), Cochenillen oder Kermes zubereiten, dann Herstellung von Kugellack (Columbin), Drachen-Blut, Mennige, rote Kreide, Ocker und cöllnische Erde. Rauschgelb (Saffran auf Auripigmentum !) oder Auripigment = Operment= gelber Hüttenrauch, dann Masticat, Schüttgelb (aus Flos Tinctorius), Saffran, Gummi-Gutta, Stil de Grain. Bei den grünen Farben Creutz-Beer, Grünspan, Bergrün (Schiffergrün), Herstellung von Saftgrün, Blasengrün, Schweitzergrün (Bleigelb mit Saftgrün gemischt). Die blauen Farbstoffe beginnen mit Hinweisen zu falscher Verlackung von Anthocyanfarben (Attich-, Holder- und Heidelbeeren, Lackmus) auf Kreide; Tüchleinblau besteht aus Heidel-Beer oder Kornblumenblau (Blau Tornisal), das, einmal als Farbe verwendet, Tornisal Finaticum genannt wird. Haus-Indig wird aus Kerngerten-Beer hergestellt. Beschreibung von Ascus oder Himmelblau (Azurit), Herstellung von Ultramarin, das, wie Smalte, seiner Meinung nach sehr selten in deutschen Landen verwendet werden soll. Dies könnte ein Hinweis sein, dass Pictorius nach dem Abschreiben von Ruffach nicht mehr viel nachgeforscht hat, wird doch wenigstens Smalte, aber auch das teure Ultramarinblau im ausgehenden 16. und 17. Jahrhundert in Deutschland oft verwendet. Unter den schwarzen Farben beschreibt Pictorius die Herstellung von Lampen-, Bein-, Wein-Rancken- und Pfirsichsteinschwärtze. Abschliessend Erwähnung von Mumian, das als Haarfarbe oder Kleiderschattierung verwendet wird. In vielen Farben bezieht sich Pictorius auf beim Apotheker gekaufte Produkte und geht nicht auf die Herstellung derselben ein. Er beschreibt Anleitungen für Farbmischungen und deren Schattierungen für ganz spezifische Teilbereiche, wie Kindlein-Farb, alte Leute-Farb, Leber-Farb zu vermischen und schattiren, wie die Berge, Bäume, Felder, Hügel und andere grüne Dinge so wohlen in die Ferne als Nähe anzulegen, usw. Weiter folgen ältere Rezepte: Kupffer-Stücke und Papier mit Wasserfarben zu mahlen, oder Pergament und Papier durchscheinig machen, zu machen, dass die Kupfferstücke scheinen, als wann sie in Oel gemachte Tafeln wären, usw. Tinten- und Leimherstellung, Aventurin und andere Imitationsarbeiten: mit Gelbe, als wie Holzfarbe; Imitation von Schmelz-Glasur; Holz wie Marmorstein zu mahlen, Helffenbein wie Schildkrot zu färben; Elfenbeinimitation (Eierschalen im Töpferofen gebrannt, zerstossen und mit dickem Pergamentleim angemacht); Schildpattimitation; Holz- und Geigenfirnis; Bilder mit Schwefel abgiessen und formen (Schwefelguss).

Ab der Ausgabe Nürnberg 1729 findet sich zusätzlich ein kleiner Abschnitt über Gemäldereinigung ( S.162–163 ).

Beim Namen Pictorius handelt es sich wohl um ein Pseudonym.

 

Ausgaben Weitere dt. Ausgaben: Johann Leonhard Bruggel, Nürnberg 1728 | Die mit vielen raren und curiosen Geheimnissen angefüllte Illuminirkunst........, Buggel und Seitz, Nürnberg 1729 | Nürnberg 1730 | weitestgehend mit Pictorius identisch: Van den Geheimen Illumierkunst, Leiden 1747 | Anonymus: Neues und vollständiges Mahler-, Farb-, Illuminier- und Firniss-Buch, Köln und Leipzig 1790.
Referenzen Berger 1901, Bazzi 1956, Alexander 1969–70, Huth 1971, Schießl 1979a, Vuilleumier 1979, Stössel 1985, Schießl 1989, Bordini 1991, Stappel 1997, Brachert 2001
Verfasser Zindel 2017