La perspective curieuse ou Magie artificielle des effets merveilleux.
Autor Niceron, Jean François ;
Titel La perspective curieuse ou Magie artificielle des effets merveilleux.
Untertitel De l’optique, par la vision directe. La catoptrique, par la reflexion des miroirs plats, cylindriqus & coniques. La dioptrique, par la refractiondes crystaux….. Œuvre tres utile aux peintres, architectes, graveurs, sculpteurs.
Publikationsjahr 1638
Publikationsort Paris
Verlag/Herausgeber Pierre Bilaine,
Illustrationen Nein
Beschreibung

Zum Standort: ill., Ex.: Besançon, Bibliothèque municipale, 11518.

Jean François Niceron (Paris 1613 – Aix 1646), Mathematiker und Pater der Minoritenbrüder, war bekannt und befreundet mit führenden Naturwissenschaftlern wie René Descartes, Fermat oder Cavalieri. Seit 1630 diskutiert man in Frankreich und Deutschland die bewusst übertriebene Verzerrung von Bildern, also nicht die Verzerrung als bloss konstruktiv bedingten Nebeneffekt. Niceron gehört zu den führenden Perspektivtechnikern, malenden Mathematikern, wie Salomon de Caus, François Du Breuil ( > Du Breuil 1642) oder Emmanuel Maignan (> Maignan 1648). In Deutschland sind es vor allem die beiden Jesuiten Athanasius Kircher (1602 – 1680) und Caspar Schott (> Schott 1657/58). Sie beziehen sich alle grundsätzlich auf Alberti’s costruzzione leggitima  und Vignola’s Distanzpunktkonstruktion. Niceron kennt alle wichtigen Schriften zur Perspektive. Er schlägt vor, auch die Perspektivmaschine des italienischen Malers Ludovico Cigoli (> Cigoli 1605 – 1613) für solche Perspektiven zu verwenden.

In seinem Buch von 1638 beschreibt Niceron, traditionellerweise in drei Teilen, minuziös verschiedene optische Effekte und Illusionen, wie z. B. der architektonische Trompe-l‘oeil. Teil 1 behandelt die Optik, und das direkte Licht, wo Niceron in den grundlegenden perspektivischen Aspekten einiges von Alberti und Dürer übernimmt, Teil 2 behandelt die sog. Catroptie, die reflektiertes Licht behandelt, zusammen mit der Konstruktion der Anamorphose. Teil 3 behandelt illusionistische Effekte mit der Lichtbrechung, der Dioptrie. Es ist dies das erste Werk, das die theoretischen Daten der Lichtbrechung nach Descartes in die Praxis umsetzte. Ausgeführt und dargestellt sind u.a. eine Konstruktion, die aus einem definierten Bildwinkel drei Bilder gleichzeitig erkennen lässt. Niceron zeigt hier die physikalischen Grundlagen der Lamellenbilder, die das gleiche Prinzip, ausgeführt auf Papier oder Karton, übernehmen. Damit gibt er einen klaren Terminus post für die Möglichkeit zur Herstellung von sogenannten Lamellenbildern.

Weiter sehr berühmt sind seine in Zylinder eingebauten Linsen, die eine weitere Konstruktionsart der sehr beliebten Anamorphosen ermöglichen. Das Buch ist instruktiv und ausführlich bebildert. Sehr wichtig, z. B. wären die perspektifischen Kuppelprojektionen von Pozzo (Pozzo 1693) ohne die Vorarbeiten von Niceron nicht möglich: Malerei erzeugt durch die Mittel der Perspektive die Illusion von Architektur, der Pinsel ersetzt den Baumeister.

Ausgaben Weitere Ausgaben : Erweiterte überarbeitete lateinische Ausgabe: Thaumaturgus opticus, seu amiranda optices per radium directum, catoptrices per radium directum, catoptrices per radium reflectum … Paris 1646 (unter Mitarbeit von Père Mersenne) /
Franz. Ausgaben: Mit einem Zusatzartikel von Père Mersenne Marin, Veuve François Langlois, Paris 1652 (divisé en quatre livres) / Überarbeitet von Gilles Personne de Roberval, Jean Du Puis, Paris 1663 (ill.; Ex.: Bern UB: ZB Gross Xa 29:1).
Fotographisches Reprint der Ausgabe Paris 1638: Kessinger Publishing, La Vergne 2011 (TN, USA).
Referenzen Baltrusaitis 1984, Kemp 1990, Cat. Museo di storia della scienza 1991, Friess 1993, De Rosa / D’Acunto 2002, De Rosa 2006, Architectura
Verfasser Zindel 2017
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